Ein Fallbeispiel aus dem Pferdesport:  Was ist zu tun, wenn das Geld knapp wird?  Lassen sich Betriebskosten senken und die Pferden trotzdem kompetent und liebevoll versorgen?  Erfahren Sie wie das gelingen kann …

Ein Ehepaar betreibt einen Pensionsstall südlich von Hamburg. Das Unternehmen wurde vor gut eineinhalb Jahren gegründet und läuft nur schleppend an. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die ich heute nicht näher ausführe. In diesem Beitrag geht es um die „erste Hilfe“, wegen der ich angerufen wurde.

Die Kapitaldecke wurde zunehmend dünner, so dass man mich als Betriebswirt um Unterstützung bat. Bei unserem ersten Ortstermin lernte ich ein engagiertes Unternehmerpaar und einen gepflegten, grundsoliden Reitbetrieb kennen. Das Hauptproblem bestand in der mangelnden Auslastung des Betriebes. Nicht einmal die Hälfte aller Boxen und Offenstallplätze waren vermietet. Die volle Auslastung herzustellen, würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Folglich ging es im ersten Schritt darum die Liquidität zu sichern.

Gemeinsam erarbeiten wir verschiedene Aktionen, um die Fixkosten zu reduzieren. Unten stehend finden sich Auszüge daraus.

Vorab sei gesagt, dass es bei allen Maßnahmen nicht um ein „Kaputt-Sparen“ geht. Vielmehr ist ein Vorgehen mit Augenmaß gefragt, damit das Unternehmen seine Skalierungsfähigkeit behält.

Wo ist es sinnvoll anzusetzen?

In unserem zweiten Gespräch sagten mir die Unternehmer, dass sie sich Gedanken zu Sparmaßnahmen gemacht haben. Unter anderem schlugen die beiden vor, statt Handwaschseife zu 0,65€ pro Flasche, Kernseifenstücke zu 0,35€ zu kaufen.  Das zeigte, dass man sich bis ins Detail Gedanken gemacht hat. Dieser Ansatz reicht aber nicht aus, um eine Existenz zu sichern. Selbst wenn ihre Einsteller drei Flaschen Seife pro Monat verbrauchen, sind das gerade mal rund 22€ im Jahr. Diese Kleinlichkeit schafft nur Unmut bei den Kunden. Und dieser Ärger ist gewiss keine 22€ wert.

Die wirklichen Kosten verbergen sich an anderer Stelle.

Zunächst einmal schlug ich vor, die vorhandenen Pferde in Boxen direkt neben einander unterzubringen. Das erforderte etwas Feingefühl in der Kommunikation mit den Einsteller*innen. Pferdehaltung ist ein emotionales Thema. Mit dieser Maßnahme verringerten sich die Arbeitswege, d.h. der zeitliche Aufwand für das Füttern und auch für die Anlagenpflege. Verringert sich der Arbeitsaufwand, ist der der Betrieb auch in der Lage die Lohnkosten zu reduzieren. In diesem konkreten Fall bot sich dem Betreiber zudem die Möglichkeit, die Arbeit vorübergehend selbst zu erledigen.

Eine weitere Option war, zu beleuchten was bei halber Auslastung tatsächlich an Leistungen durch den Betrieb gestellt werden musste. Sicherlich freuen sich alle Reiter über einen gepflegten Reitboden. Wenn der Reitplatz von nur einigen wenigen Pferden genutzt wird, ist es nicht zwingend notwendig den täglich zu schleppen. Ich schlug also vor die Bodenpflege an die Nutzungsintensität anzupassen. Werden es wieder mehr Pferde, wird auch wieder mehr geschleppt. Das spart erneut Zeit und damit Lohnkosten. Das gleiche gilt für die Weidepflege oder die Reinigung von sanitären Anlagen (z.B. durch Gebäudereiniger). Weniger Nutzer = weniger Aufwand.

Übrigens gibt es häufig das umgedrehte Phänomen: Viele Betreiber von Pferdebetrieben sind darüber „erschrocken“, dass sich der Arbeitsaufwand steigert, je mehr Kunden ihre Pferde einstellen.

Kostenreduktion in nächster Nähe

Ein weiterer Knackpunkt zur Kostenreduktion lag in der Nachbarschaft. Glücklicherweise fand sich ein benachbarter Landwirt, der das Unternehmerpaar bei weiteren Arbeiten rings um Weidepflege und Raufutterbereitstellung, sowie -lagerung unterstützt. Ein sehr sinnvoller Gedanke der beiden Betreiber. Das Vorhalten eigener Kapazitäten bindet zu viel Kapital (z.B.  Kosten für Landmaschinen). Zudem verfügen die meisten Landwirte in Niedersachsen nicht nur über ausgezeichnete technische Kenntnisse, die kennen ihren Standort auch sehr genau. Erfahrungen kann man sich nicht ohne Weiteres aneignen. Das ist Wissen, das von Generation zu Generation weiter gegeben wird.

Dem Landwirt wurden die geleisteten Stunden inkl. Maschinenstunden einzeln vergütet. Quartalsweise setzte man sich (gern bei einem Bierchen) zusammen und rechnete ab. Die jeweiligen Abrechnungen, waren doch recht unterschiedlich und nicht ganz eindeutig. Sie belasteten also auch die Liquidität meines Mandanten in unterschiedlicher Höhe. Auf meine Frage, wie sich diese Stunden ergaben, erhielt ich keine klare Antwort. Auch der Landwirt scheute den Aufwand, alles zu dokumentieren. Es war auf beiden Seiten Transparenz gefragt, um zu einer Lösung zu gelangen. Ich fungierte als Vermittler in den Verhandlungen.

Zunächst konfrontierten wir den Landwirt mit der vorhanden Situation und der finanziellen Problemstellung des Betriebes. Schließlich einigten wir uns auf eine einvernehmliche Lösung. Diese sah eine monatliche Pauschalvergütung vor, welcher ein „Leistungsverzeichnis“ gegenüber steht.

Beide Seiten gewannen an Sicherheit. Jeder wusste, was er von dem anderen zu erwarten hatte. Der Landwirt erzielte ein monatlich fixes Einkommen. Die Liquidität meines Mandanten wurde nicht mehr unvorhergesehen belastet.

Nachdem die Fixkosten „eingefangen“ waren, hatten wir die Zeit gewonnen, uns dem Thema der Kundengewinnung zu widmen. Schließlich ist die beste Reduktion von Fixkosten, die der Umverteilung auf zahlenden Kunden. Oder wie es im BWL-Lehrbuch so schön heißt: „Den Kosten müssen die entsprechenden Leistungen gegenüber stehen.“ (G. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 24. Auflage, 2010).

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