Wissen Sie, was Ihre Mitarbeitenden im Urlaub machen? Nein? Und es interessiert Sie auch nicht? Sollte es aber! Erfahren sie mehr zu warum, Urlaub mehr als eine Pause ist und wie Kommunikation die Mitarbeiterbindung im Urlaub stärkt.

Ist Urlaubszeit auch Kündigungszeit?
Seit ein paar Wochen rollen oder stehen auf unseren Autobahnen um Hannover und Niedersachen wieder jede Menge Autos. Darin Menschen, die auf den Weg in den wohlverdienten Sommerurlaub sind. Zeit sich einmal Gedanken, über die Personen zu machen, insbesondere wenn diese Teil eines Teams sind.
Umfragen verschiedener Jobportale und diverse Studien arbeitspsychologischer Fakultäten ergaben, dass mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmenden während ihres Urlaubs an die Arbeit denken. Gut die Hälfte davon denkt an Kündigung. Für mich klingt das danach, dass die realistische Gefahr besteht, dass ein Drittel der Leute wenig motiviert oder gar nicht an ihren Arbeitsplatz zurück kehren. Eine echte Herausforderung für kleine und mittelständische Unternehmen.
Urlaub kann ein Wendepunkt sein
Ich kenne das aus eigener Erfahrung von beiden Seiten: Ein Urlaubsaufenthalt in einem @Upstalsboom -Hotel sowie die Gespräche mit den zugehörigen Menschen, hat bei mir einen Wandel ausgelöst und den (überfälligen) Anstoß für meine Selbstständigkeit und Mediationstätigkeit gegeben. Die Gespräche haben mich bestärkt. Der Abstand zur Arbeit, von der ich dachte abhängig zu sein, meine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt. Mein inneres Ich hat sich vom Arbeitgeber getrennt. Und so sehr ich mich auch bemühte und mein Verstand mich zwang: Ich konnte und wollte nicht mehr. nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit war die Sache dann recht schnell erledigt.
Am heutigen Morgen hatte ich ein Gespräch mit einem Mitarbeitenden eines Mandanten. Nach 3 wöchigem Urlaub, haben wir uns erstmal über seine innere Kündigung unterhalten, statt über den Fortgang unseres gemeinsamen Strukturierungsprozesses. Ein Leistungsträger im Unternehmen, Vertriebler mit Leib und Seele. Auch er hat während seines Urlaubs viel gedacht. Vielleicht kommt unser Veränderungsprozess zu spät? Vielleicht werden angedachte Maßnahmen wirklos sein? Berechtigte Sorgen, besonders da nach seiner Rückkehr vom direkten Vorgesetzten weniger Freude an der Person, als der entgangene Umsatz kommuniziert wurde.
Was also tun? Wir MediatorInnen sind Kommunikationsexperten und Klärungsspezialisten. Als BWLer sehe ich, wie wichtig gute Mitarbeitende für das Unternehmen sind. Logisch, dass ich für klare Worte bin.
Strukturell notwendig: Austausch- und Gesprächsräume schaffen, z.B. durch ein Konfliktmanagementsystem, das Vertrauen fördert und verdeckte Spannungen früh erkennt.
Unterjährig gilt es den Blick darauf zu halten, dass die richtigen Strukturen vorhanden sind. Darüber könnte man ganz Bücher schreiben und dies auch in einem Beratungsprozess bearbeiten. Der für mich wichtigste Punkt: Gibt es Austauschräume? Haben Mitarbeitende (auch mitarbeitende Familienmitglieder) die Möglichkeit innere, schwelende oder verdeckte Konflikte anzusprechen ohne Repressalien befürchten zu müssen? Stichwort: Konfliktmanagementsystem. Ich weiß, das Wort klingt groß und sperrig. Im Alltag lässt sich dazu eine einfache und taugliche Version erarbeiten. Auch wenn es nicht von jetzt auf gleich geht.
Führungskräfte sollten aktiv werden – vor, während und nach dem Urlaub
Welche kurzfristigen Möglichkeiten gibt es also?
Vor dem Urlaub:
- Äußern Sie Wertschätzung. Nicht mit: „Das haste gut gemacht.“ Sondern sagen Sie vielmehr, was Sie an dem Mitarbeitenden schätzen und was sich durch seine Tätigkeit für Sie erfüllt. Kleines Beispiel: „Frank, ich habe gesehen, morgen gehst du in den Urlaub. Ich wollte dir eine gute Zeit wünschen. Gleichzeitig wollte ich dir einmal sagen, dass ich dankbar für deine Mitarbeit bei uns bin. Du bist seit 4 Jahren an Board und unsere Kunden sind sehr zufrieden mit deinen Handwerker-Leistungen. Das bedeutet für mich eine große Entlastung, weil ich mich voll auf dich verlassen kann und wenig mit Reklamationen von Kunden zu tun habe.“ Das kostet Sie als Führungskraft: etwas Gehirnanstrengung und gut 15 Minuten Gespräch – bringt Ihnen jedoch einen gut gelaunten Mitarbeiter, der sich gesehen fühlt und mit Freude im Urlaub daran denkt.
- Zeigen Sie ehrliches Interesse: Kennen Sie das, wenn der Chef anruft und fragt: „Wie du bist im Urlaub? Wusste ich nicht von. Ist jetzt auch egal.“? Ich habe es gehasst, während meiner Angestellten-Zeit. Ich fand das übergriffig und ignorant. Zeigen Sie, dass Sie bemerkt haben, dass der Urlaub des Mitarbeitenden kurz bevor steht. Fragen Sie nach, ob es für Sie etwas zu erledigen gibt. Fragen Sie auch ruhig mal, was die Rückkehr nach dem Urlaub angenehm machen könnte. Ich gebe zu, dass wird für eine einzelne Person im großen Produktionsbetrieb recht schwierig. Da würde ich die verschiedenen Management-Stufen einbinden, als z.B. den Vorarbeiter einer Kolonne eines Baubetriebs.
- Im Notfall gehen auch Give-Aways, wenn es ganz schnell gehen muss: z.B. Badelatschen und Sonnencreme mit einer Karte, dass man einen angenehmen Urlaub wünscht. Wähle ich diese Variante, sollte gleichzeitig die Offenheit für einen Dialog deutlich gemacht werden (z.B. auf der Karte)
Der letzte Eindruck bleibt in Erinnerung. Wie verbindend, wenn Ihre Teammitglieder mit einem positiven Eindruck in die Ferien starten.
Während des Urlaubs:
- Es gilt das Recht auf Unerreichbarkeit. Ohne die Einbindung ins tägliche Geschehen, haben Mitarbeitende die Chance, neue Perspektiven zu entwickeln. Und -wen überrascht es?- die bringen sie nach dem Urlaub wieder ein. Das ist diese Frische, von der wir sprechen, wenn jemand aus dem Urlaub zurückkehrt und „Urlaubsfrische“ zeigt.
Nach dem Urlaub:
- Bereiten Sie ein warm-welcome: Ob Sie sich aufrichtig freuen, dass Mitarbeitende aus dem Urlaub wieder da sind, sieht man Ihnen an. Also prüfen Sie Ihre innere Haltung und begrüßen Sie Mitarbeitende entsprechend.
- Fragen Sie wieder nach: Wie war der Urlaub? Wie geht es dir jetzt? Sind dir Gedanken zu unserer Zusammenarbeit gekommen? Arbeitsaufträge an mich als Führungskraft? Das heißt nicht, dass Sie alles erfüllen müssen, was da kommt. Sie können gemeinsam auf Ideensuche gehen und bereiten dafür den Weg.
- Chance zum Wiederankommen geben: Unser Körper sitzt im Büro, unsere Gedanken liegen noch am Strand. Das ist ganz normal – wir sind Menschen und keine Maschinen. Die Anhäufung liegen gebliebener Aufgaben, das zügige Verteilen neuer Tätigkeiten oder auch der Meeting-Marathon können nach dem Urlaub rasch Überforderungsgefühle auslösen. Geben Mitarbeitenden die Chance sich wieder einzuarbeiten.
Noch ein letzter Tipp: Bei Familienunternehmen, insbesondere in der Landwirtschaft beobachte ich, dass Urlaub negativ konnotiert ist. Ein Thema, das in zahlreichen Mediationen aufkam. Klar, fehlt eine Arbeitskraft und das kann zu Mehraufwand für alle anderen führen. Das schlechte Gewissen aber auch Wut oder Enttäuschung sind für den Urlauber vorprogrammiert. Dabei wünscht sich die Person doch nur ein bisschen Erholung und Genuss. Unproduktive Zeit ist die Zeit, in der wir am kreativsten sind. Ohne Erholung gibt es keine Leistungsfähigkeit. Es braucht eine neue Haltung: Freizeit ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für Leistung und Gemeinschaft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kommunikation die Mitarbeiterbindung im Urlaub stärkt. Für Unternehmer und Unternehmerinnen ist es klug, die Urlaubsplanung der Mitarbeitenden im Blick zu haben und aktiv zu werden.
In diesem Sinne: Ich wünsche allen angenehme sommerliche Urlaubstage mit vielen schönen Erlebnissen.
Sie möchten das strukturell angehen? Ich unterstütze Sie gern – zum Beispiel beim Aufbau eines alltagstauglichen Konfliktmanagementsystems.
Wenn gewünscht auch mit staatlicher Bezuschussung durch die Fördermittel BAFA oder INQA.
Sprechen Sie mich gern an – für Klarheit, Struktur und Kommunikation, die wirkt.